Länderübergreifender Austausch mit dem Roten Kreuz
Seit Jahren unterhält das Bayerische Rote Kreuz, insbesondere der Partner-Kreisverband Bayreuth, freundschaftliche Beziehungen zum Chinesischen Roten Kreuz. Im Rahmen des internationalen Austausches zur Zukunft der Pflege in beiden Ländern ergab sich, flankierend zu einem Berlin-Aufenthalt der Führung der chinesischen Hochschule, die Gelegenheit, dass der Präsident des Colleges, Professor Li Xiang, zusammen mit einer Abordnung seines Hauses eine Pflegeeinrichtung in Franken besuchen konnte.
Das College hat seien Sitz in Mianyang, der zweitgrößten Stadt der Provinz Sichuan, vertritt rund 7.000 Studierende und bietet 29 Studiengänge an, darunter Medizin oder Pflege. „Es ist uns eine Freude, über die internationale Arbeit des Deutschen Roten Kreuzes in den direkten fachlichen Austausch zu einem solch wichtigen gesellschaftlichen Thema wie das der Pflege mit unseren chinesischen Gästen eintreten zu können“, sagt Rainer Braun, Geschäftsführer des BRK Südfranken. Es sei eine große Freude und Ehre, eine so hochrangige Delegation willkommen heißen zu können, so Braun weiter.
Gemeinsam mit Marina Dumberger, Hausleitung im BRK Seniorenzentrum an der Altmühltherme begrüßte Rainer Braun die Gäste des BRK Südfranken in seiner Einrichtung in Treuchtlingen. Zunächst fand ein umfassender fachlicher Austausch statt, in dem Präsident Li Xiang die Situation rund um die Altenpflege in China darstellte: Ähnlich wie in Deutschland stehe man für die weiter wachsende ältere Gesellschaft vor enormen Herausforderungen.
Seine Hochschule, die im September eine Aufwertung zur Universität erfahre, werde sich in den nächsten Jahren stärker mit den Fragen zur fachlichen Ausrichtung in der Altenpflege befassen. Im Rahmen eines Verbundes seien nicht nur Krankenhäuser in diese Versorgung der Bevölkerung aktiv, sondern auch eine Altenpflegeeinrichtung, die nun erweitert werden solle. Durch einen internationalen Dialog erhoffe er sich Inspirationen für eine Weiterentwicklung in der Altenpflege, von dem beide Seite profitieren sollten, so Li Xiang.
Rainer Braun skizzierte die Struktur der Pflegeversorgung in Deutschland: Als Träger habe man sich vor Jahren mit der Bedürfnisstruktur der Bevölkerung intensiv auseinandergesetzt und sich entschieden, mit einer vollstationären Pflegeeinrichtung nach dem sogenannten Hausgemeinschaftsmodell, einer Tagespflege, einer ambulanten Pflege und einer Seniorenwohnanlage eine Komplexeinrichtung zu schaffen, die die unterschiedlichen Versorgungsbedürfnisse des Alters abdecke. So entstehe ein Unterstützungsangebot, das entsprechend dem Älterwerden aufwachsen könne.
Auf Nachfrage der chinesischen Delegation erläuterte Rainer Braun die Finanzierung von Pflegeleistungen in Deutschland. Im Anschluss unterhielt man sich über die Ausrichtung der Ausbildungsberufe in den jeweiligen Ländern. Dabei zeigte sich die chinesische Delegation sichtlich beeindruckt von der Fülle der Pflegeaufgaben, die hierzulande in einem Berufsbild verortet seien.
Thomas Petrak, Kreisgeschäftsführer aus Lichtenfels und Vorsitzender des Beirates Soziales im Bayerischen Roten Kreuz, sowie Annett Kürsten, Einrichtungsleitung aus Lichtenfels, die kürzlich als Teilnehmer einer deutschen Delegation in China das College besuchten, erläuterten das neue Berufsbild der Pflegefachfrau und des Pflegefachmanns.
Dabei konzentriere man sich auf die Akutpflege, die Langzeitpflege, die häusliche Pflege und auf Teile in der Kinderpflege. Weitere Spezialisierungen wie Intensivpflege erfolgten anschließend nach der Berufsausbildung. In dieser fachlichen Ausprägung und Schärfe habe man das nicht in China, wie Xi Xiang anerkennend feststellte. Die Pflegepraxis konnten die Gäste bei der Besichtigung der Einrichtung mit Hausleitung Marina Dumberger kennenlernen. Hier entwickelten sich weitere Fragestellungen rund um die Ausstattung und die Gestaltung der Räumlichkeiten.
Der Übersetzer Tang Bing war dabei ohne Unterlass beschäftigt, die vielen Fragen der chinesischen Fachleute ins Deutsche zu übersetzen und die umfangreiche Kommunikation mit Geduld zu begleiten. Am Ende der Besichtigung tauschten die Delegationen – einer alten chinesischen Tradition folgend – Souvenirs aus.
Für bleibende Eindrucke sorgte der Kreisverband Südfranken abschließend, als er die Gäste aus der Ferne zu einem typisch fränkischen Essen auf den Wettelsheimer Keller einlud. In seinen Abschlussworten hob der College-Präsident die internationale Verständigung hervor und brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass der Dialog fortgesetzt werde.